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sicherheit:kaelte [2022/11/14 16:19] veronikaebert |
sicherheit:kaelte [2022/12/29 20:40] (aktuell) veronikaebert |
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====== Rudern bei tiefen Temperaturen ====== | ====== Rudern bei tiefen Temperaturen ====== | ||
- | Viele Gewässer können auch in der kalten Jahreszeit mit dem Ruderboot befahren werden, doch sind Ausfahrten gefährlicher und sollten | + | Viele Gewässer können auch in der kalten Jahreszeit mit dem Ruderboot befahren werden. Es gelten die gleichen Grundregeln wie in der wärmeren Jahreszeit, doch sollten |
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//Rudern auf der Alten Donau bei winterlichen Temperaturen. Auch auf einem ruhenden Gewässer kann eine Kenterung gefährlich werden.// | //Rudern auf der Alten Donau bei winterlichen Temperaturen. Auch auf einem ruhenden Gewässer kann eine Kenterung gefährlich werden.// | ||
- | Zweifellos ist es wichtig, **Kleidung zum Wechseln** für längere Ausfahrten mitzunehmen. | ||
- | Doch eine **Kenterung** ist **wesentlich gefährlicher** | + | [[sicherheit:kaelte: |
+ | [[sicherheit: | ||
+ | [[sicherheit: | ||
- | Bei Kontakt mit kaltem Wasser | + | ====== Probleme einer Kenterung in kaltem Wasser |
- | Als Reaktion auf die Kälte werden die Blutgefäße verengt, und das wärmere Blut aus den Extremitäten im Körperkern gesammelt. | + | |
+ | Von „kaltem“ Wasser spricht man bei Wassertemperaturen unter 20 Grad Celsius. Unter 12 Grad wird die Wassertemperatur besonders gefährlich. | ||
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+ | **Kälteschock-Soforteffekte des kalten Wassers** | ||
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+ | Dabei gibt es Soforteffekte | ||
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+ | Effekte des plötzlichen Eintauchens in kaltes Wasser: | ||
+ | * Hyperventilation (zu große Luftmengen werden eingeatmet, zu wenig ausgeatmet; =" | ||
+ | * Beschleunigung des Pulses, bis zum Auftreten von Panik | ||
+ | * schnelle Auskühlung der Körperperipherie/ | ||
+ | * Inhalieren von Wasser in die Atemwege/ | ||
+ | * durch Eintauchen des Gesichts ins Wasser kann ein Tauchreflex auftreten: Aussetzen der Atmung, Zusammenziehen der Blutgefäße, | ||
+ | * Schutzreflex durch Einatmen von von kaltem Wasser kann zum Stimmritzenkrampf führen, dadurch ist die Atmung unterbrochen (besonders gefährlich für Personen, die bereits Herz-/ | ||
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+ | Folgen dieses Kälteschocks können sein: | ||
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+ | * Atemstillstand und damit Lebensgefahr | ||
+ | * Unfähigkeit, | ||
+ | * Verwirrung und die Unfähigkeit, | ||
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+ | **Unterkühlung-der langsamere Effekt** | ||
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+ | Eine Unterkühlung (Hypothermie) tritt ein, wenn der gesamte Körper auf unter 35 Grad Celsius abgekühlt ist (2 Grad unter der normalen Körperkerntemperatur). Diese tritt umso schneller ein, je tiefer die Wassertemperatur ist, mitunter bleiben nur wenige Minuten, bis ein Unterkühlungseffekt eintritt. | ||
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+ | * **Unfähigkeit zu schwimmen**- Das Schwimmvermögen lässt nach, auch gute Schwimmer/ | ||
+ | * **Verlust der Fähigkeit die Hände anzusteuern**, | ||
+ | * Gefahr von **Herzrhythmusstörungen**, | ||
+ | Als Reaktion auf die Kälte werden die Blutgefäße verengt, und das wärmere Blut aus den Extremitäten im Körperkern gesammelt. | ||
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+ | Infolgedessen treten folgende Symptome auf: | ||
+ | * unerwartetes und unvernünftiges Verhalten, möglicherweise begleitet von Klagen über Kälte und Müdigkeit | ||
+ | * Lethargie (Reaktionslosigkeit) | ||
+ | * Gewaltausbrüche-körperlich und sprachlich | ||
+ | * Sehstörungen | ||
+ | * Zuckungen | ||
+ | * fehlende Kontrolle der Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen | ||
+ | * Gefühllosigkeit und Krämpfe | ||
+ | * allgemeine Schocksymptome (Blässe, Bläue von Lippen, Hand- und/oder Fußnägeln), | ||
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// Durch die Kälte werden die Finger klamm und weiß. Das Halten von Gegenständen bzw. das Anhalten wird schwierig bis unmöglich.// | // Durch die Kälte werden die Finger klamm und weiß. Das Halten von Gegenständen bzw. das Anhalten wird schwierig bis unmöglich.// | ||
- | Besondere Problematik von Kenterungen im kalten Wasser: | + | ---- |
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+ | ==== Vorbereitungen auf Ausfahrten in der kalten Jahreszeit ==== | ||
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+ | **Wind und Wetter** | ||
+ | * Generell nur bei **geringeren Windstärken** als im Sommer auf´s Wasser gehen, Wasser sollte nicht ins Boot schwappen | ||
+ | * Windbericht einholen; bei Schönwetter ist in der kalten Jahreszeit mit Thermik in der Mittagszeit zu rechnen | ||
+ | * Rudern bei Regen/ | ||
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+ | **Ausrüstungsliste** | ||
+ | Es gilt die generell empfohlene [[sicherheit: | ||
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+ | " | ||
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+ | **Kleidung von der Zehenspitze bis zum Kopf** | ||
+ | Lieblingsstücke für kaltes Wetter vorher ausprobieren | ||
+ | * warme Socken/ | ||
+ | * warme Leggings, z.B. Langlaufhosen | ||
+ | * ev. zusätzlich kurze Legging bzw. Ruderanzug | ||
+ | * Sportunterhose (keine Baumwolle!) | ||
+ | * Sportunterwäsche und/oder Langes Sportshirt, ev. kurzes Sportunterwäsche darunter | ||
+ | * rasch trocknen (nicht zu dick, da diese oft nicht so atmungsaktiv ist) | ||
+ | * Gilet und/oder Jacke – als zusätzliche Schicht; Oberkörperbekleidung sollte generell am Rücken winddicht sein, daher Radmode ungeeignet | ||
+ | * Handschuhe: Radhandschuhe (zum Rudern), für Pausen warme Handschuhe mitnehmen | ||
+ | * Mütze | ||
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+ | __Materialwahl: | ||
+ | * winddicht an Rücken, Kopf (Softshell) | ||
+ | * wasserdicht: | ||
+ | * Kleidung aus Wolle hält auch bei Nässe warm | ||
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+ | Wassersportschuhe | ||
+ | dazu **Expeditionshandtuch**, | ||
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+ | Getränk und Verpflegung: | ||
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+ | Schwimmweste: | ||
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+ | Rettungsdecke (Alu) mitnehmen: bei Kälte silberfarbene Seite nach innen | ||
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+ | ==== Bootseinstellungen ==== | ||
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+ | * Stemmbrett ev. 1 Loch weiter bugwärts, da Kleidung mehr Raum benötigt als im Sommer | ||
+ | * Schuhe nicht zu fest verschließen-für die Kraftübertragung ins Boot reicht die Fixierung der Zehenballen | ||
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+ | ==== Kurs der Ausfahrt ==== | ||
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+ | in **Ufernähe** fahren, selbst wenn der Weg damit weiter wird | ||
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+ | ==== Gefahr bei Kenterung ==== | ||
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+ | Auch eine **Kenterung** ist **wesentlich gefährlicher** | ||
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+ | Bei Kontakt mit kaltem Wasser kühlt der Körper nicht nur viel schneller aus, körpereigene Reflexe als Reaktion auf die plötzliche Abkühlung können die Gefahr weiter verschärfen. | ||
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+ | Nähere Informationen zu Kälteschock und Unterkühlung findest du hier. | ||
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+ | Von „kaltem“ Wasser spricht man bei Wassertemperaturen unter 20 Grad Celsius. .Ab 12 Grad wird die Wassertemperatur bereits unangenehm. | ||
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+ | **Kälteschock-Soforteffekte des kalten Wassers** | ||
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+ | Dabei gibt es Soforteffekte auf den menschlichen Körper, die durch das plötzliche Eintauchen des Körpers verursacht werden. Diese Soforteffekte verursachen deutlich mehr Todesfälle in kaltem Wasser als die klassische Unterkühlung. | ||
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+ | Für diese Reflexe reicht es oft bereits aus, wenn das Gesicht im kalten Wasser untertaucht. | ||
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+ | Effekte des plötzlichen Eintauchens in kaltes Wasser: | ||
+ | * Hyperventilation (zu große Luftmengen werden eingeatmet, zu wenig ausgeatmet; =Kaltwasserreflex) | ||
+ | * schnelle Auskühlung der Körperperipherie/ | ||
+ | * Inhalieren von Wasser in die Atemwege/ | ||
+ | * verminderter Atmungskontrolle, | ||
+ | * Schlucken von kaltem Wasser kann zum Stimmritzenkrampf führen, dadurch ist die Atmung unterbrochen (besonders gefährlich für Personen, die bereits Herz-/ | ||
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+ | Folgen dieses Kälteschocks können sein: | ||
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+ | * Atemstillstand und damit Lebensgefahr | ||
+ | * Unfähigkeit, | ||
+ | * Verwirrung und die Unfähigkeit, | ||
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+ | **Unterkühlung-der langsamere Effekt** | ||
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+ | Eine Unterkühlung tritt ein, wenn der gesamte Körper auf unter 35 Grad Celsius abgekühlt ist (2 Grad unter der normalen Körperkerntemperatur). Diese tritt umso schneller ein, je tiefer die Wassertemperatur ist, mitunter bleiben nur wenige Minuten, bis ein Unterkühlungseffekt eintritt. | ||
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* **Verlust der Fähigkeit die Hände anzusteuern**, | * **Verlust der Fähigkeit die Hände anzusteuern**, | ||
* Gefahr von **Herzrhythmusstörungen**, | * Gefahr von **Herzrhythmusstörungen**, | ||
+ | Als Reaktion auf die Kälte werden die Blutgefäße verengt, und das wärmere Blut aus den Extremitäten im Körperkern gesammelt. | ||
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+ | Infolgedessen treten folgende Symptome auf: | ||
+ | * unerwartetes und unvernünftiges Verhalten, möglicherweise begleitet von Klagen über Kälte und Müdigkeit | ||
+ | * Lethargie (Reaktionslosigkeit) | ||
+ | * Gewaltausbrüche-körperlich und sprachlich | ||
+ | * Sehstörungen | ||
+ | * Zuckungen | ||
+ | * fehlende Kontrolle der Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen | ||
+ | * Gefühllosigkeit und Krämpfe | ||
+ | * allgemeine Schocksymptome (Blässe, Bläue von Lippen, Hand- und/oder Fußnägeln), | ||
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+ | // Durch die Kälte werden die Finger klamm und weiß. Das Halten von Gegenständen bzw. das Anhalten wird schwierig bis unmöglich.// | ||
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* Notpfeife oder Ähnliches mitführen | * Notpfeife oder Ähnliches mitführen | ||
* alle Mannschaftsmitglieder haben einen Erste-Hilfe-Kurs | * alle Mannschaftsmitglieder haben einen Erste-Hilfe-Kurs | ||
- | * **Begleitboot** mitfahren lassen | + | * **Begleitboot** mitfahren lassen |
+ | * Mitführen eines Schallsignalgeräts | ||
+ | * Mitführen von Beleuchtung bei Dunkelheit | ||
+ | * keinen Alkohol trinken - er beschleunigt den Wärmeverlust des Körpers und fördert Fehleinschätzungen von Gefahren, Ausscheidung von Urin gesteigert (Erhöhung der Schockgefahr) | ||
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+ | Auch auf **Vereinsebene** sollten - an das jeweilige Gewässer angepasste Vorgaben formuliert werden, die z.B. in den Statuten oder der Fahrordnung verankert werden können. Dazu gehören z.B. Empfehlungen bzw. Verbote, bei bestimmten Witterungsbedingungen aufs Wasser zu gehen bzw. das Vorschreiben für das Tragen von Rettungswesten, | ||
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+ | **Weitere vorbeugende Maßnahmen: | ||
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+ | Richtiges Verhalten nach Kenterung üben - dies vermeidet Panik im "Fall der Fälle": | ||
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+ | * Kentern im Sommer üben: | ||
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+ | * Körper langsam an tiefere Wassertemperaturen gewöhnen-Gefahr des Kälteschocks verringert | ||
+ | * wenn medizinische Absicherung möglich, auch im Winter kentern üben (unter 10oC Wassertemperatur und unter 4 Grad Lufttemperatur wird in der Schweiz unter medizinischer Betreuung geübt) | ||
+ | * Schwimmen mit Kleidung üben | ||
+ | * mit der Bedienung von Rettungsweste vertraut machen | ||
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+ | **Verhalten bei/nach einer Kenterung** | ||
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+ | wenn möglich, das Gesicht nicht ins kalte Wasser bringen (Gefahr des Kälteschocks) | ||
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+ | * Füße aus den Schuhen befreien | ||
+ | * versuchen, wieder ins Boot einzusteigen | ||
+ | * gelingt dies nach 2-3 Versuchen nicht, Körper soweit wie möglich aus dem Wasser herausholen (auf das Boot legen) | ||
+ | * Schwimmweste aktivieren (wenn automatisch/ | ||
+ | * Hilfe rufen | ||
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+ | **Gegenseitige Hilfestellungen** | ||
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+ | **Anzeichen von Unterkühlung bei sich und anderen erkennen:** | ||
+ | * blaue Lippen | ||
+ | * weiße Finger und Zehenspitzen | ||
+ | * Zittern | ||
+ | * Teilnahmslosigkeit und Schläfrigkeit | ||
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- | Auf Vereinsebene sollten folgende Maßnahmen getroffen werden: | ||
- | * Die Mitglieder davor warnen, aufs Wasser zu gehen | ||
- | * Den Mitgliedern raten, nur dann aufs Wasser zu gehen, wenn sie eine persönliche Schwimmhilfe (PFD) oder Rettungsweste in geeigneter Größe für jedes Besatzungsmitglied tragen oder mitführen | ||
- | * Gegebenenfalls die Ausfahrt nur dann zu erlauben, wenn ein Sicherheitsboot mit einer PFD oder einer Rettungsweste für jedes Besatzungsmitglied das Ruderboot begleitet | ||
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