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bootstechnik:ruder:dollenring

Verstellung des Dollenrings - Hebelverhältnisse

Verstellung des Dollenrings - Verkürzung des Innenhebels, wenn der Dollenring zum Griff bewegt wird; Verlängerung des Innenhebels, wenn der Dollenring vom Griff weg bewegt wird.


Die Verstellung des Dollenrings verändert das Verhältnis zwischen der Länge des Außenhebels: Länge des Innenhebels.

Diese Einstellung entspricht der Wahl des Kranzes beim Fahrradfahren, dem Gang des Autos oder Motorrad.


Die Hebelverhältnisse beeinflussen die Kraft, die vom Ruderer/der Ruderin aufgebracht werden muss, entscheidend.

Dabei gilt:

  • Je kürzer der Innenhebel im Verhältnis zum Außenhebel, desto mehr Kraft ist erforderlich, um das Ruder zu beschleunigen.
  • Je länger der Innenhebel im Verhältnis zum Außenhebel, desto weniger Kraft ist erforderlich, um das Ruder zu beschleunigen.

Kurzer (harter) Hebel (rot), langer (leichter) Hebel (grün)


Bei gleichbleibender Ruderlänge wird durch die Verstellung des Dollenrings nicht nur der Widerstand, sondern auch der Arbeitswinkel beeinflusst:

  • Je länger der Innenhebel, desto geringer wird der erreichbare Auslagewinkel

Veränderung des Arbeitswinkels durch einen längeren Innenhebel. Ein längerer Innenhebel verringert den Auslagewinkel (links), ein kürzerer verlängert ihn (rechts)


In der Praxis ist es deshalb besser, nicht die Innenhebellänge, sondern die Gesamtlänge der Ruder zu verändern, wenn die Hebelverhältnisse verändert werden sollen.

Wenn das System innerhalb der Dolle - Dollenabstand, Innenhebellänge - annähernd unverändert ist, bleibt der gewohnte Arbeitswinkel erhalten, und es ändert sich nur die Länge des Außenhebels. Nur so hat der Ruderer/die Ruderin gleichbleibende Arbeitsbedingungen - Auslagewinkel, Endzugwinkel. Die Verstellung des Dollenrings alleine ist eine einfache und rasche Möglichkeit, die Hebelverhältnisse zu verändern, stellt jedoch nicht das Optimum dar.


Den Wiederstand, den ein Ruderer/eine Ruderin empfindet, hängt nicht nur von den Hebelverhältnissen ab, sondern wird auch durch andere Einflussgrößen gesteuert:

  • Je weiter das Stemmbrett Richtung Heck gestellt ist, desto mehr Kraft ist erforderlich, um die Ruder zu beschleunigen (größerer Auslagewinkel)
  • Je größer das Ruderblatt, desto mehr Kraft ist erforderlich, um das Ruder zu beschleunigen
  • Je geringer die Geschwindigkeit des Ruders beim Wasserkontakt, desto mehr Kraft ist erforderlich, um die Ruder zu beschleunigen
  • Wird mit der Strömung gerudert, ist mehr Kraft erforderlich, als wenn gegen die Strömung gerudert wird - gehen Strömung und Ruderblatt in entgegengesetzte Richtungen, ist mehr Widerstand zu überwinden

Empfehlungen für Standardeinstellungen:

Der Außenhebel sollte etwa 2 m betragen, für schnelle Boote (Mannschaftsboote) kann er etwas länger sein, für Kleinboote etwas geringer.

Körpergröße Innenhebel (moderne Blattform)*

  • < 160 cm 85-86
  • 160-175 cm 86-88
  • 175-190 88-89

Entschiedend für die Wahl des Hebelverhältnisses ist in jedem Fall, dass der Ruderschlag dynamisch durchgeführt werden kann. Die Geschwindigkeit des Ruderblatts im Wasser sollte im Verlauf des Schlages keinesfalls abnehmen.


Es ist sehr häufig zu beobachten, dass Jugendliche, Breitensportler/innen oder Mastersruderer/innen mit zu harten Hebeleinstellungen unterwegs sind. Die Ruder, die von Rennmanschaften verwendet werden/worden sind, werden einfach in den übrigen Sportbetrieb übernommen - ohne die geänderten physischen Voraussetzungen zu berücksichtigen.

In vielen Fällen gilt daher: Weniger, sprich leichtere Hebeleinstellungen, sind mehr!


Die Verstellung des Dollenrings beeinflusst auch den Übergriff (Länge der Überlappung der beiden Ruder in Griffnähe).


Bei zu harten Hebeleinstellungen können folgende Fehler beobachtet werden:

  • die Bewegungsgeschwindigkeit ist zu gering für einen dynamischen Schlag. Der Schlag wirkt kraftvoll, aber statisch. Der Ruderschschlag wird zum Ruderschub.
  • Der Oberkörper verspannt sich beim Einsatz als Reaktion auf den zu hohen Druck - der Ruderer/die Ruderin "klammert".

Zu harte Hebeleinstellungen werden oft durch zu rasches Vorrollen kompensiert, weil die Ruderer/innen eine definierte Schlagzahl aufrecht zu erhalten.

Es ist ratsam, hier zu variieren. Wer Rennen fährt, sollte die Ruder über die späteren Renndistanz ausprobieren und beobachten, ob der gewünschte Rhythmus realisiert werden kann.

Standardmäßig sollten die Rudereinstellungen eine Erhöhungen der Schlagzahl auf z.B. 25-30 Schläge/Minute ermöglichen, ohne dass der Schlag dabei an Dynamik verliert.


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bootstechnik/ruder/dollenring.txt · Zuletzt geändert: 2017/08/10 17:07 von veronikaebert