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Rudern bei tiefen Temperaturen

Viele Gewässer können auch in der kalten Jahreszeit mit dem Ruderboot befahren werden. Es gelten die gleichen Grundregeln wie in der wärmeren Jahreszeit, doch sollten einige Anpassungen an die verschärften Witterungsbedingungen vorgenommen werden.

Rudern auf der Alten Donau bei winterlichen Temperaturen. Auch auf einem ruhenden Gewässer kann eine Kenterung gefährlich werden.

Vorbereitungen auf Ausfahrten in der kalten Jahreszeit

Wind und Wetter

  • Generell nur bei geringeren Windstärken als im Sommer auf´s Wasser gehen, Wasser sollte nicht ins Boot schwappen
  • Windbericht einholen; bei Schönwetter ist in der kalten Jahreszeit mit Thermik in der Mittagszeit zu rechnen
  • Rudern bei Regen/Schnee, wenn möglich, vermeiden

Ausrüstungsliste Es gilt die generell empfohlene Ausrüstungsliste, zu einigen Ausrüstungsgegenständen gibt es spezifischere Empfehlungen:

„Kleide dich so, dass Du nicht frierst“ - Mehrere Schichten (dünne) Kleidung sind wirksamer als ein dickeres Kleidungsstück - („Zwiebeleffekt“). Die äußere Schicht sollte wind- und wasserdicht sein. Feuchte Kleidung erhöht erheblich das Risiko für Auskühlung. Unter feucht-nassen Bedingungen kann Funktionskleidung zur Auskühlung beitragen, weil sie durch Feuchte ihre Wärmeisolationseigenschaften verliert. Deshalb ist unter solchen Bedingungen Wolle für die Bekleidung vorzuziehen, da sie auch in feuchtem Zustand noch ihre Wärmeisolationseigenschaft behält.

Kleidung von der Zehenspitze bis zum Kopf Lieblingsstücke für kaltes Wetter vorher ausprobieren

  • warme Socken/Skistutzen; sind die Beine warm, sind auch Füße wärmer
  • warme Leggings, z.B. Langlaufhosen
  • ev. zusätzlich kurze Legging bzw. Ruderanzug
  • Sportunterhose (keine Baumwolle!)
  • Sportunterwäsche und/oder Langes Sportshirt, ev. kurzes Sportunterwäsche darunter
  • rasch trocknen (nicht zu dick, da diese oft nicht so atmungsaktiv ist)
  • Gilet und/oder Jacke – als zusätzliche Schicht; Oberkörperbekleidung sollte generell am Rücken winddicht sein, daher Radmode ungeeignet
  • Handschuhe: Radhandschuhe (zum Rudern), für Pausen warme Handschuhe mitnehmen
  • Mütze

Materialwahl:

  • winddicht an Rücken, Kopf (Softshell)
  • wasserdicht: Hardshell nur, wenn unbedingt nötig, da ev. flatternd
  • Kleidung aus Wolle hält auch bei Nässe warm

Wassersportschuhe dazu Expeditionshandtuch, um Füße nach dem Wasserkontakt zu trocknen

Getränk und Verpflegung: warmes Getränk in Thermosflasche

Schwimmweste: bei kaltem Wetter dringend empfohlen

Bootseinstellungen

  • Stemmbrett ev. 1 Loch weiter bugwärts, da Kleidung mehr Raum benötigt als im Sommer
  • Schuhe nicht zu fest verschließen-für die Kraftübertragung ins Boot reicht die Fixierung der Zehenballen

Kurs der Ausfahrt

in Ufernähe fahren, selbst wenn der Weg damit weiter wird

Auch eine Kenterung ist wesentlich gefährlicher als in der warmen Jahreszeit:

Bei Kontakt mit kaltem Wasser kühlt der Körper nicht nur viel schneller aus, körpereigene Reflexe als Reaktion auf die plötzliche Abkühlung können die Gefahr weiter verschärfen. Nähere Informationen zu Kälteschock und Unterkühlung findest du hier.


Von „kaltem“ Wasser spricht man bei Wassertemperaturen unter 20 Grad Celsius. .Ab 12 Grad wird die Wassertemperatur bereits unangenehm.

Kälteschock-Soforteffekte des kalten Wassers

Dabei gibt es Soforteffekte auf den menschlichen Körper, die durch das plötzliche Eintauchen des Körpers verursacht werden. Diese Soforteffekte verursachen deutlich mehr Todesfälle in kaltem Wasser als die klassische Unterkühlung.

Für diese Reflexe reicht es oft bereits aus, wenn das Gesicht im kalten Wasser untertaucht.

Effekte des plötzlichen Eintauchens in kaltes Wasser:

  • Hyperventilation (zu große Luftmengen werden eingeatmet, zu wenig ausgeatmet; =Kaltwasserreflex)
  • schnelle Auskühlung der Körperperipherie/Extremitäten (Hypothermie)
  • Inhalieren von Wasser in die Atemwege/Lunge
  • verminderter Atmungskontrolle, die letztlich zur Handlungsunfähigkeit führt (Tauchreflex/Akuter Ertrinkungstod)
  • Schlucken von kaltem Wasser kann zum Stimmritzenkrampf führen, dadurch ist die Atmung unterbrochen (besonders gefährlich für Personen, die bereits Herz-/Kreislaufprobleme haben

Unterkühlung-der langsamere Effekt

Eine Unterkühlung tritt ein, wenn der gesamte Körper auf unter 35 Grad Celsius abgekühlt ist (2 Grad unter der normalen Körperkerntemperatur). Diese tritt umso schneller ein, je tiefer die Wassertemperatur ist, mitunter bleiben nur wenige Minuten, bis ein Unterkühlungseffekt eintritt.

  • Unfähigkeit zu schwimmen
  • Verlust der Fähigkeit die Hände anzusteuern, um sich z.B. am Boot festzuhalten oder zurück zu klettern
  • Gefahr von Herzrhythmusstörungen, die durch kaltes Blut aus den Extremitäten verursacht werden können, daher bei der Bergung von Gekenterten die Gliedmaßen nur langsam und sachte bewegen

Als Reaktion auf die Kälte werden die Blutgefäße verengt, und das wärmere Blut aus den Extremitäten im Körperkern gesammelt.

Durch die Kälte werden die Finger klamm und weiß. Das Halten von Gegenständen bzw. das Anhalten wird schwierig bis unmöglich.


Besondere Sicherheitsvorkehrungen sind erforderlich , wenn die Wassertemperatur 10 ° C oder weniger beträgt oder wenn Umweltbedingungen wie starker Wind, Nebel oder Kälte die Auskühlung weiter beschleunigen.

Feuchte, nebelige Luft beschleunigt die Auskühlung des Körpers im Winter

Wichtige Vorkehrungen um Unfälle bei tiefen Temperaturen zu vermeiden:

  • Wind- und Wetterbericht beachten
  • Warme bzw. wasserdichte Kleidung in wasserdichten Gepäcksstücken mitführen, falls diese nicht schwimmen, diese am Boot fixieren
  • Ausfahrten in größeren Mannschaftsbooten (kein Einer, Zweier oder Doppelzweier)
  • Zustand von Booten und Rudern vor der Abfahrt überprüfen
  • Tragen einer Schwimmweste
  • Mobiltelefon mit eingespeicherten Notrufnummer parat haben
  • Notpfeife oder Ähnliches mitführen
  • alle Mannschaftsmitglieder haben einen Erste-Hilfe-Kurs
  • Begleitboot mitfahren lassen (mit einer PFD oder einer Rettungsweste für jedes Besatzungsmitglied)
  • Mitführen eines Schallsignalgeräts
  • Mitführen von Beleuchtung bei Dunkelheit

Auch auf Vereinsebene sollten - an das jeweilige Gewässer angepasste Vorgaben formuliert werden, die z.B. in den Statuten oder der Fahrordnung verankert werden können. Dazu gehören z.B. Empfehlungen bzw. Verbote, bei bestimmten Witterungsbedingungen aufs Wasser zu gehen bzw. das Vorschreiben für das Tragen von Rettungswesten.

Link zu den FISA’s Minimum Guidelines for the Safe Practice of Rowing, vor allem Unterkapitel siehe III. Cold Water Guidelines – Hypothermia.


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sicherheit/kaelte.1668442733.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/11/14 17:18 von veronikaebert