Offene Rechnung mit Oxford

Auch dieses Jahr ist wieder ein Österreicher beim Cambridge Oxford Boat Race in Aktion – Clemens Auersperg machte den Sprung in das erste Cambridge Boot. ServusTV überträgt das Boat Race live.
Der 27. März 2016 wird für Clemens Auersperg ein ganz besonderer Tag. Als Teil des Cambridge University Blue Boat wird er im 162. Boat Race versuchen, gegen Oxford eine Negativserie zu beenden. Damit könnte Clemens als erster Österreicher als Sieger eines Boat Races vom Wasser gehen, nachdem sein langjähriger Ruderpartner Alexander Leichter letztes Jahr das Österreicher Debut beim Ruderklassiker gegeben hatte.

Nach einer verpatzten Saison 2014/15 – in der Auersperg zuerst verletzt pausieren musste, dann den Sprung ins Blue Boat knapp verpasst hatte, und schlussendlich mit dem zweiten Cambridge Boot gegen Oxford als Verlierer vom Wasser ging – stand der Sommer ganz im Zeichen der körperlichen und technischen Weiterentwicklung.

Nach dem 2015 Boat Race trainierten Clemens Auersperg und Alexander Leichter mit dem österreichischen Nationalteam. Gemeinsam mit Ferdinand Querfeld und Christoph Seifriedsberger konnten sie sich im Männer Vierer für die Weltmeisterschaften in Frankreich qualifizieren, wo die noch sehr junge Mannschaft im Kampf um Olympiatickets allerdings nicht mitreden konnte.

Auersperg hatte nun die Option, für ein zweites Jahr (und einen zweiten Master) nach Cambridge zurückzugehen, und nach der WM stand er vor der Entscheidung, weiter mit dem Nationalteam zu trainieren, oder zu versuchen, in England eine offene Rechnung zu begleichen. Am Ende war der Drang, Oxford im jährlichen Duell zu besiegen, doch zu groß. Auersperg kehrte Mitte September nach Cambridge zurück, um sich gemeinsam mit dem Rest des Cambridge Teams den nächsten sechs Monaten dem Kampf gegen Oxford zu widmen.

Die Zeit bis Ende Dezember war geprägt von vielen frühen Morgenstunden, unzähligen Kilometern am Wasser und dem Ruderergometer und zahlreichen Kraft- und Zirkeltrainings. In dieser Zeit lag das Hauptaugenmerk auf der physiologische Weiterentwicklung, daneben wurde aber auch akribisch an der Rudertechnik gearbeitet. Während dieser Zeit wurde das Team auch kontinuierlich auf 18 Ruderer und 2 Steuermänner reduziert, alle körperlich und technisch bereit, die zweite Hälfte der Boat Race Kampagne in Angriff zu nehmen.

Am 1. Jänner begann dann das jährliche Trainingslager in Spanien, und damit auch der Kampf um die letzten Plätze im ersten Boot. Physiologische und technische Weiterentwicklung waren zwar nach wie vor wichtig, daneben wurde aber Selektion zunehmend ein Thema. Die Trainer schauten nicht nur auf individuelle Leistungen, sondern zum ersten Mal wurden auch verschiedene Kombinationen für das Blue Boat ausprobiert, in der Auersperg von Anfang an eine wichtige Rolle spielte. Mit der offiziellen Bekanntgabe und Abwage der Mannschaft ist der Selektionsprozess erstmals abgeschlossen und es geht in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung, wo sich die Boote noch den letzten Feinschliff holen.

Diese ersten fünf Monate waren aus Cambridge Sicht sehr produktiv. Zum ersten Mal seit 2008 wurde im Herbst der beste Oxford Vierer beim jährlichen Fours Head geschlagen, und die individuellen Leistungen der top acht Ruderer lassen auf ein sehr schnelles Blue Boat hoffen. Dazu kam ein Sieg im ersten Vorbereitungsrennen gegen Oxford Brookes University, die drei Wochen später gegen Oxfords ersten Achter gewinnen konnten. Die Zeichen stehen also gut, dass heuer das Jahr für Cambridge werden könnte, und das mit tatkräftiger österreichischer Beteiligung.

Die nächsten drei Wochen werden noch einmal besonders intensiv, bevor das Training in der letzten Woche lockerer wird, und man für das Rennen „tapered“. In diesen drei Wochen stehen ein Rennen gegen den deutschen U23 Achter (U23 Weltmeister 2015) sowie ein kurzes Trainingslager in Eton auf dem Programm. Danach geht es für Auersperg und sein Boot nach London, wo man die letzten Tage vor dem Rennen auf der Rennstrecke – „Tideway“ – trainiert. Am 27. März um 16:10 Ortszeit entscheidet sich dann, ob der Ostersonntag 2016 als Fest der doppelten Freude in die Geschichte der Cambridge Bücher und des österreichischen Rudersports eingehen wird.

Link Boat Race